Konferenz

Öffentlicher Vortrag: Die „Zehn kleinen Negerlein“. Zur Geschichte der Rassendiskriminierung eines globalisierten Kinderbuches

Termin
Ort15. Juni 2011, 18:00 - 19:30, GEI Braunschweig

„Zehn kleine Negerlein“ – was haben das Kinderbuch, Reime und Melodie mit uns heute zu tun? Die Produktion der „Negerlein“ ist eingestellt, die dahinter stehenden Inhalte sind längst als rassistisch enttarnt und scheinen nur mehr ein Relikt früherer Zeit zu sein. Und wir fühlen uns wohl auch ausreichend aufgeklärt. Worin besteht dann die nach wie vor hohe Anziehungskraft rassistischer Pamphlete wie der „Kleinen Negerlein“?

Über einen besonderen Reiz müssen die „Negerlein“ wohl verfügen, meint Wulf Schmidt-Wulffen, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Hannover, wenn ein Kinderbuch sich über 100 Jahre hartnäckig hält und sich zudem über 14 Länder ausgebreitet hat – von Island bis China! Und wenn es von den einen angefeindet, von anderen mit Klauen und Zähnen verteidigt wird. Und was hat es eigentlich mit den „Mohren“ auf sich, sind das keine „Neger“? Ungeniert tragen noch Hunderte von Apotheken, Gaststätten und Hotels diesen Namen.

Seine Befunde hat Schmidt-Wulffen kürzlich in einem Buch publiziert, das er anlässlich des Vortrags vorstellen wird. Es will einen Beitrag zur Wissensvermittlung über einen weitgehend unbekannten Themenbereich leisten, räumt dabei gleich noch mit etlichen wissenschaftlichen Mythen auf und hält Anregungen und Material für „Profis“ bereit, also für Erzieherinnen und Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten und Altersgruppen. Aber auch wissenschaftlich an (Neo-)Kolonialismus und Rassendiskriminierung sowie der Vermittlung von Stereotypen und Vorurteilen Interessierte kommen auf ihre Kosten. Wulf Schmidt-Wulffen nimmt sie mit auf den langen Weg rassistischer Stereotype im Gewand eines Kinderbuches, das sich in unseren Köpfen „verewigt“ hat.

Der Vortrag wird begleitet von einer Ausstellung mit Exponaten aus der umfangreichen Sammlung Wulf Schmidt-Wulffens – u.a. 160 Buchausgaben, viele Spiele, Medien und Alltagsgegenstände. Der Referent wird die Besucher persönlich durch die Ausstellung führen.